2009/02/05

Zweite Chance

Man müsste eigentlich jedes Buch, das man liest, grundsätzlich zweimal lesen. Auf diesen Gedanken hat mich Andi mit seinem Kommentar zu meinem letzten Post über den Roman The Colorado Kid von Stephen King gebracht, wofür ich natürlich danke sage!
Man hat nämlich, wenn man sich ans Lesen eines Buches macht, stets irgendeine Präkonzeption. Auch, wenn man sich dessen nicht bewusst ist, oder dies nicht wahrhaben will. Entweder hat man sie, weil man den Klappentext des Buches gelesen hat, und somit schon ungefähr weiß, in welche Richtung die Geschichte geht, oder man hat von Freunden oder im Fernsehen über das Buch gehört, oder vielleicht entsprechende Rezensionen gelesen.
Aber auch, wenn man sich einer Story womöglich völlig jungfräulich nähert, hat man zweifelsohne Gedanken, wie denn das Buch sein könnte, worum es wohl geht, wer die Hauptfiguren sind und wie sie so sind. Nicht zuletzt, weil einen auch schon der Autor – wenn man etwas über ihn weiß –, der Titel, der eventuelle Untertitel, die Gattungsbezeichnung und das Cover in die Richtung einer Präkonzeption drängen.
Und so beginnt man mit dem Lesen, um sich dann schon während der Lektüre, aber spätestens nach Beendigung des Buches eine Meinung darüber – und natürlich über den Autor – zu bilden. Ich glaube aber, wie ich bereits eingangs behauptet habe, dass man dem Autor und dem Buch die Chance geben sollte, diese Meinung zu bestätigen oder eben anzuzweifeln, und zwar indem man die Geschichte irgendwann noch einmal liest. Nun bereits in Kenntnis des Inhalts, der Handlung, dem Ende, der Figuren, des Stils, der Sprache usw.
Selbstverständlich gibt viel zu viele (gute) Bücher in der literarischen Welt, und das Leben ist viel zu kurz, um sie alle zu lesen, erst recht, sie zweimal zu lesen. Aber ich wage zu behaupten, dass wir viele Bücher und Autoren anders einschätzen würden, wenn wir ihnen irgendwann eine zweite Chance einräumen würden.

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