2009/02/28

Ungeahntes Talent

Bevor es jetzt in Richtung andere Autoren und andere Werke der Weltliteratur geht, habe ich den neuesten Roman von Stephen King, Duma Key, beendet, der in Deutsch unter dem wieder einmal nichtssagenden Titel Wahn erschienen ist.
Es geht hier um einen Bauunternehmer namens Edgar Freemantle, der auf einer Baustelle einen schweren Unfall erleidet, seinen rechten Arm verliert und auch schwere Kopfverletzungen davonträgt. Als Folge leidet er an unkontrollierten Wutanfällen, woraufhin er von seiner Frau verlassen wird. Auf den Rat seines Psychiaters hin zieht Edgar auf die – im Übrigen fiktive – Insel Duma Key in Florida, nicht nur, um vor seinem alten Leben, sondern auch um vor einem drohenden Selbstmord zu flüchten. Hier lernt er einige Inselbewohner kennen, schließt Freundschaften, beginnt zu zeichnen und zu malen und merkt bald, dass ein ungeahntes Talent in ihm schlummert, was ihm von einigen Ansässigen und Fachkundigen bestätigt wird. Es scheint, als würden seine Fähigkeiten durch diesen Ort, an dem auch schon zum Beispiel Salvador Dalí gewohnt hatte, verstärkt werden. Und schon bald merkt Edgar, dass er Personen und Ereignisse malt, die es tatsächlich gibt und die sich tatsächlich ereignen, obwohl er nichts von ihnen weiß.
Der neueste Wälzer von King beginnt gemächlich und anfangs weiß man nicht, in welche Richtung sich das Werk entwickeln wird. Erst Schritt für Schritt wird uns klar, was es mit dem ungeahnten Talent von Edgar, mit den Ansässigen, die teilweise zu seinen Freunden werden, und mit der gesamten Insel auf sich hat. Dem Stil und der Sprachgewalt der letzten Jahre folgend verbirgt sich auch hinter dieser Roman ein besonnener, nachdenklicher Autor, der jedoch die furchteinflößenden Elemente in seinem Repertoire auch weiterhin gekonnt einsetzt. Und natürlich ist auch dieses Werk mehr, als ein einfacher Horror-Roman. King führt uns das erste Mal in die Welt der darstellenden Kunst ein und wählt hier ebenfalls das erste Mal einen Schauplatz im Bundesstaat Florida als Handlungsort, den er aber inzwischen auch wie seine Westentasche kennt, da er seit vielen Jahren seinen Zweitwohnsitz dort hat.

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